Nach 6 Jahren und einigen dezenten und weniger dezenten Hinweisen war es endlich so weit. Christian machte mir einen Heiratsantrag. Obwohl ich mir das schon seit längerer Zeit gewünscht hatte, hatte ich keine genaue Vorstellung von unserer Hochzeit.
Aber wir wussten beide ziemlich genau was wir nicht wollten. Es sollte keine dieser „Traumhochzeiten“ mit weißer Kutsche, Tauben und 200 Gästen sein. Für Christian war mit dem Heiratsantrag die Arbeit getan. Er betonte nur immer wieder was er nicht wollte, überließ mir aber bei der Planung ziemlich freie Hand. Es kristallisierte sich sehr bald heraus, dass es eine kleine Hochzeit im Kreise der engsten Familie sein sollte. Da wir beide nicht kirchlich heiraten wollten, suchten wir nach einer netten Location für eine standesamtliche Trauung. Die Wiener Standesämter entsprachen nicht unbedingt meiner Vorstellung einer romantischen Hochzeit. Da in Wien die Standesbeamten nur an ein paar ausgewählten Orten außerhalb der Standesämter eine Trauung vornehmen, kam mir der Gedanke die Hochzeit mit einem netten Wochenende am Land zu verbinden. Wir waren ein paar Monate zuvor in einem Wellnesshotel in Oberösterreich gewesen und ich hatte damals (in weiser Voraussicht) gesehen, dass man im Garten des Hotels heiraten konnte. Nach ein paar Recherchen im Internet war ich von der Idee begeistert, ein Wochenende inklusive Hochzeit mit unseren Eltern und Geschwistern in Guglwald zu verbringen. Auch Christian war damit einverstanden und so teilten wir unseren Wunsch unserer Familie mit. Alle fanden die Idee super, ein entspanntes Wochenende ohne Monate langer Hochzeitsvorbereitungen zu erleben. Es gab keine Diskussionen über die Farbe der Servietten, die Tischdekoration oder welche Verwandten man einladen „muss“. Es genügte ein Besuch mit meiner Schwester, meiner Trauzeugin, im Hotel und alles war geregelt.
Um noch entspannter bei unserer Hochzeit zu erscheinen, entschieden wir uns für eine „Vor-Hochzeitsreise“. Wir verbrachten also die Woche vor der Hochzeit in Südtirol in Wanderschuhen. Die Zeit, die die meisten Brautpaare hektisch und nervös sind, verbrachten wir relaxed und glücklich.
Nach ein paar Problemen mit unserem Auto Jean-Luc, der nicht starten wollte, schafften wir es letztendlich uns am Vortag der Hochzeit mit unsern Geschwistern und meinen Eltern in Guglwald zu treffen. Die einen gönnten sich noch eine Massage oder Pediküre, die anderen genossen die Sonne am Schwimmteich des Hotels. Am Abend hatten wie ein gemütliches Dinner bevor wir uns in unsere Robinson Suite zurückzogen.
Dann ist er endlich da. Unser Hochzeitstag. Wir Frauen besuchen den Friseur im nächsten Ort, während die Männer den Vormittag im Wellnessbereich verbringen. Bei meiner Rückkehr vom Friseur finde ich meinen Bräutigam im Jogginganzug vorm Laptop und Fernseher vor. Er hat keine besondere Eile, da seine Vorbereitungen nicht länger als 15 Minuten brauchen. Um kurz vor 15 Uhr treffen wir uns alle vorm Hotel. Alle sind pünktlich zur Stelle. Christians Eltern haben mir meinen Brautstrauß aus Wien mitgenommen und meine 90-jährige Oma wurde von Freunden meiner Eltern gebracht, die sie am Abend wieder nach Hause bringen.
Als Überraschungsgäste kommen Christians Tante und Onkel aus Griechenland samt Hund Rexi und so ist die Hochzeitsrunde komplett. Nun kann es losgehen. Im Garten ist alles wunderschön hergerichtet.Neben einer kleinen Kapelle zwischen ein paar Föhren ist ein roter Teppich ausgebreitet, der vorbei an ein paar Sesselreihen zu einem Tisch führt, der wie ein Altar geschmückt ist.
Die Zeremonie dauert 20 Minuten und entspricht haargenau unseren Vorstellungen. Eine Orgelspielerin begleitet die Trauung musikalisch. Wir zünden die Hochzeitskerze an, tauschen die Ringe und geben uns im engsten Familienkreis das Ja-Wort. Nach den Gratulationen und einem Apperitiv beginnt es plötzlich zu schütten. Wir flüchten in die kleine Kapelle und ich bin heilfroh, dass das Wetter so lange durchgehalten hat und die Trauung im Freien stattfinden konnte. Nach dem gemeinsamen Abendessen lassen wir den Tag an der Hotelbar ausklingen. Wie wir um Mitternacht in unser Robinson Boot-Bett fallen, sind wir beide überzeugt.
Das war unsere persönliche Traumhochzeit. Am nächsten Morgen frühstücken wir noch gemeinsam und treten dann ganz entspannt und verheiratet die Heimreise an, denn dort wartet noch eine Aufgabe auf uns. Wir haben uns entschieden, eine Party mit unseren Freunden und allen Verwandten zu feiern. Ohne Kleidervorschriften und Sitzordnung. Dazu haben wir den Hopfenboden in der Ottakringer Brauerei gemietet. Auch dieser Teil unserer Hochzeit ist ein voller Erfolg.
Jedes Paar muss natürlich für sich selbst entscheiden, ob man eine Hochzeit oder Hochzeitsfest feiern will. Wir haben uns für Ersteres entschieden und waren sehr glücklich damit.
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